Newsletter Nr. 07/2021 –
Kapitalismus und Naturzerstörung

Quo Vadis, Die Linke?
Newsletter Nr. 7/2021

14.04.2021
  
Liebe Genossinnen und Genossen,

nach nicht ganz vierwöchiger Pause gibt es heute wieder einen Newsletter. Wir hatten vor und nach der Landesvertreterversammlung in Hamburg eine Pause eingelegt. Inzwischen ist die LVV zu unser aller Zufriedenheit gut gelaufen und auch in etlichen Wahlkreisen konnten Direktkandidatinnen und Direktkandidaten inzwischen aufgestellt werden. Ergebnisreich waren auch die Auftaktveranstaltungen zur Volksinitiative gegen Rüstungsexporte und der Hamburger Ostermarsch.

Wie mit dem letzten Newsletter angekündigt, geht es jetzt mit einer Debatte zum Thema „Kapitalismus und Naturzerstörung“ weiter. Dazu konnten wir mit Christian Stache einen guten Referenten gewinnen. Wir freuen uns auf eine ergebnisreiche Debatte.

Hinweisen möchten wir Euch zudem auf einige weitere Aktivitäten im Zusammenhang mit der Volksinitiative gegen Rüstungsexporte sowie auf eine friedenspolitische Veranstaltung am nächsten Wochenende. Außerdem auch auf die bevorstehenden Aktivitäten zum 8. Mai.

Eure Quo Vadis Die Linke Orga-Gruppe


Kapitalismus und Naturzerstörung
Für ein strategisches ökosozialistisches Projekt

Freitag, 30. April 2021 – 18:30 Uhr
Referent: Christian Stache


Innerhalb des einen Jahres Coronapandemie und des herrschenden Krisenmanagements in den westlichen Zentren haben sich mindestens drei Sachverhalte bestätigt, die sich bereits zuvor im Umgang mit anderen sozialökologischen Problemen wie dem anthropogenen Klimawandel, der Tierausbeutung oder der Auslaugung der Böden immer wieder gezeigt haben:

Das gestörte Verhältnis der kapitalistischen Gesellschaft zur Natur ist mittlerweile ein wesentliches, konstitutives Moment ihrer aktuellen historischen Entwicklung im Weltmaßstab. Dabei ist die internationale SARS-CoV-2-Epidemie lediglich die jüngste Facette der sozialökologischen Krise, die aufgrund ihrer spezifisch gelagerten Temporalität, Geographie und Opferverteilung derzeit vor allem den kapitalogenen Treibhauseffekt in der politischen und medialen Aufmerksamkeitsökonomie überstrahlt. In der Wirklichkeit überlagern und ergänzen sich die verschiedenen Formen kapitalistischer Naturzerstörung. Trotz und auch wegen der enormen Produktivkraftentwicklung in einem auf private Profitakkumulation ausgerichteten, politisch-ökonomischen System verdichten sie sich in einer in dieser Form noch nicht dagewesenen Beschädigung der Natur. Zu deren Opfern zählen nicht nur zahlreiche Tiere, sondern vor allem auch weite Teile der arbeitenden Klassen des kapitalistischen Weltsystems.

Ferner hat sich einmal mehr herausgestellt, dass die herrschenden Klassen weder willens noch dazu in der Lage sind, die sozialökologische Krise an ihrer Wurzel – den bürgerlichen Eigentums- und Produktionsverhältnissen – anzupacken und zu lösen. Vielmehr setzen sie auf eine Kombination aus autoritär-neomalthusianischer Politik und technologischer Entwicklung, welche die Folgen kapitalistischer Naturdestruktion nur eindämmt und mildert, zeitlich und teils auch geographisch verschiebt. Letztlich wird auch das Management der Coronakrise auf dem Rücken der lohnabhängig Beschäftigten ausgetragen. Sie erkranken und sterben vermehrt, ihnen bricht die ökonomische Lebensgrundlage weg und selbst die Gestaltung ihrer freien Zeit – in Präcoronazeiten auch nicht unbedingt ein Bollwerk des Protests und Widerstands – wird in einem Maße beschnitten, das zumindest für die imperialistischen Zentren in der Nachkriegszeit beispiellos ist.

Sowohl der qualitative Sprung im gesellschaftlichen Naturverhältnis als auch der Klassencharakter der ökologischen Krise und ihrer Bewältigung lassen keinen anderen Schluss zu, als den Klassenkampf von oben auf dem Terrain der Ökologie zu erwidern und ihn von unten zu organisieren. Die zentrale Herausforderung besteht hier darin, ein eigenständiges strategisches ökosozialistisches Projekt zu formulieren und auf die Beine zu stellen. Dieses muss sich einerseits von konservativen und grün(neo)liberalen Ökomodernismen abgrenzen, sich andererseits aber auch von Green-New-Deal-Angeboten regierungswilliger Rebellen und der Fetischisierung der Kultur- und Politikformen grüner Bewegungssozialdemokratie unterscheiden. Im Zentrum eines solchen Projekts revolutionärer Realpolitik stünde ein Konversionsprogramm der sozialökologisch gefährlichsten und zugleich profitträchtigsten industriellen Kapitale (Energie-, Automobil-, Agrar- und Fleischproduktion etc.) sowie die sofortige Auflösung des militärisch-industriellen Komplexes. Es verbände Reformen mit einer Revolutionierung der Eigentumsverhältnisse ebenso wie ernstzunehmende politische und ökonomische Perspektiven für Kolleginnen und Kollegen mit einem Rückbau der destruktiven Industrien auf Kosten ihrer Profiteure.

Im Vortrag werden die theoretischen Grundlagen der kapitalistischen Naturzerstörung mit Bezug zur marxschen Theorie und aktuellen Beispielen entfaltet. Im Anschluss werden die Grundlinien einer ökosozialistischen Klassenpolitik dargelegt und schließlich Eckpunkte eines strategischen ökosozialistischen Projekts umrissen.

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Christian Stache ist promovierter Sozial- und Wirtschaftshistoriker. Seine Arbeitsfelder sind Ökologie, Marxismus, Mensch-Tier-Verhältnisse und Kapitalismusgeschichte. Er lebt, arbeitet und engagiert sich politisch in Hamburg. Unser Referent ist Autor des Buches „Kapitalismus und Naturzerstörung“ – siehe dazu weiter unten unter „Leseempfehlung“.

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Veranstaltungsdaten 30.04.2021

Wir planen die Veranstaltung als öffentlich stattfindende Hybridveranstaltung, an der also sowohl digital, wie auch in Präsenz teilgenommen werden kann.

Digitale Teilnahme:

Thema: Quo vadis DIE LINKE – Kapitalismus und Naturzerstörung
Uhrzeit: 30.Apr.2021 18:30 Uhr

Zoom-Meeting beitreten:

Meeting-ID: 850 7789 0012
Kenncode: 933265

Schnelleinwahl mobil
+493056795800,,85077890012#,,,,*933265# Deutschland
+496938079883,,85077890012#,,,,*933265# Deutschland

Einwahl nach aktuellem Standort
+49 30 5679 5800 Deutschland
+49 69 3807 9883 Deutschland
+49 695 050 2596 Deutschland

+49 69 7104 9922 Deutschland
Meeting-ID: 850 7789 0012
Kenncode: 933265

Ortseinwahl suchen:

Teilnahme in Präsenz:

Ort: Alevitische Gemeinde, Nobistor 33-35, 22767 Hamburg (Nahe S-Bahn Reeperbahn)

Sofern Du nicht digital, sondern analog teilnehmen möchtest, bitten wir Dich etwa 15 Minuten vor dem Beginn der Veranstaltung anwesend zu sein. Außerdem bitten wir in diesem Fall um eine vorherige Anmeldung über die foIgende Mail-Adresse:

Auf Grund der aktuellen Corona-Maßnahmen – darunter der so genannten Ausgangssperren – wollen wir euch zudem einige Hinweise zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und zu unserem Hygienekonzept geben:


Nachbetrachtung zum Hamburger Ostermarsch
und zur Auftaktveranstaltung der Volksinitiative gegen Rüstungsexporte


Hamburger OstermarschEs mögen um die 600 Personen gewesen sein, die in diesem Jahr an den drei Kundgebungen zum Hamburger Ostermarsch teilgenommen haben. Leider auf Grund der restriktiven Hamburger Corona-Politik konnte ein Marsch allerdings nicht stattfinden. Trotzdem war die Stimmung bei den drei Veranstaltungen – unser Bild zeigt einen Ausschnitt von der Kundgebung am Jungfernstieg – ausgesprochen gut.

Nicht nur über die Veranstaltungen, sondern auch über die Medien, konnte ein deutliches Signal für unsere Forderungen nach Abrüstung und De-Militarisierung gesendet werden.

Vielen Dank an die vielen, die dazu einen Beitrag leisteten. Sei es durch den Verkauf von rund 100 Aktionstaschen für die Volksinitiative, sei es als Rednerin oder Redner oder auch als Ordnerin und Ordner.

Am 20. März startete zuvor die Volksinitiative gegen Rüstungsexporte über den Hamburger Hafen mit einer Kundgebung auf dem Rathausmarkt. Rüstungsproduktion, -handel, und -export sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Alle 14 Minuten stirbt ein Mensch durch eine Waffe aus Deutschland. Täglich verlassen drei Container voller Munition den Hamburger Hafen. Mehr als 90 Betriebe in und um Hamburg produzieren Rüstungsgüter. Die Friedensbewegung ist seit jeher dagegen aktiv.

Jetzt haben wir mit diesem Instrument direkter Demokratie ein halbes Jahr Zeit zehntausend gültige Unterschriften zu sammeln. Ab Ende September kann unsere Hamburger Stadtregierung dann erklären, dass sie den Rüstungsexport über den Hafen unterbinden wird. Vertut sie diese Chance, dann wird für das darauffolgende Volksbegehren ein breites Friedensbündnis in drei Wochen 65.000 Unterschriften sammeln und nochmals zum Einlenken einladen. Wenn alles nichts hilft, wird parallel zur nächsten Bürgerschaftswahl in vier Jahren dann ein Volksentscheid erzwingen, dass der Senat dem Mehrheitswillen folgt und unseren Hafen zivil macht.

Sammelt Unterschriften!

Hier kannst du Dir Unterschriftenlisten herunterladen:

Möchtest Du nicht alleine sammeln? Hier findest Du eine Übersicht mit Terminen für das gemeinsame Sammeln:


Menschliche oder Militärische Sicherheit?

Samstag, 17. April 2021 – 14:00 Uhr


Herzlich eingeladen seid ihr zur nächsten Veranstaltung der Volksinitiative gegen Rüstungsexporte.

Geplant ist eine Diskussion mit Antje Heider-Rottwilm (Vorsitzende des europäischen Netzwerks Church and Peace), Dr. Horst Leps (Friedensbewegung Schleswig-Holstein) und Martin Dolzer (Mitinitiator der Volksinitiative und Mitglied der LINKEN in Hamburg). Darüber hinaus gibt es auch musikalische Beiträge. Nähere Infos findest du hier:


8. Mai – Tag der Befreiung

Samstag, 8. Mai – 10 – 20 Uhr – Fest auf dem Rathausmarkt


„Ich fordere: Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschla­gung des NS-Regimes. Wie viele andere aus den Konzentrationslagern wurde auch ich auf den Todesmarsch getrieben. Erst Anfang Mai wurden wir von amerikanischen und russischen Soldaten befreit. Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“

Esther Bejarano in einem offenen Brief an die Regierenden und alle Menschen, die aus der Geschichte lernen wollen, erstellt am 26. Januar 2020.

Nähere Infos zum Fest auf dem Rathausmarkt, findest Du hier:


Leseempfehlung


Kapitalismus und NaturzerstörungKapitalismus und Naturzerstörung – Zur kritischen Theorie des gesellschaftlichen Naturverhältnisses

Historisch-materialistische Kritik gängiger Erklärungen des gesellschaftlichen Naturverhältnisses im Kapitalismus fördert idealistische, kulturalistische und politizistische Verkürzungen zu Tage. Eine kritische Theorie des gesellschaftlichen Naturverhältnisses auf Basis des Marx’schen Hauptwerks Das Kapital zeigt, dass die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Gesellschaft notwendig zu systematischer Naturzerstörung führen. Die kapitalistische Produktionsweise ist mit nachhaltiger Entwicklung unvereinbar. Autor des Buches ist Christian Stache. Näheres dazu findest Du hier:

Kapitalismus und Naturzerstörung.
 
 
 
Friedrich EngelsFriedrich Engels

Unternehmer, Historiker, Philosoph, Sozialrevolutionär, Kommunist und enger Freund und Förderer von Karl Marx. Friedrich Engels war eine vielseitige und vielschichtige Persönlichkeit mit einer überragenden Bedeutung für die weltweite Arbeiterbewegung.

Aus Anlass des 200. Geburtstages von Friedrich Engels im August 2020 beschäftigte ein Sonderheft der im Bezirksverband Altona herausgegebenen Zeitschrift Alina mit dem Leben und dem Werk von Engels. Unser Genosse Heinz Dieter Lechte ist Autor der Würdigung. Hier kannst Du dir das Heft als PDF Datei downloaden:

Friedrich Engels.
 
 


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